Mittwoch, 23. Juli 2014

Nichts los in Los

22.07.2014 9.00 - 16.00
Furudal - Los 84,8 km

Gestern abend war ich im einzigen Tankstellen-Supermarkt von Furudal noch Brötchen und Dosenfutter einkaufen, weil mir ein Blick auf die Karte sagte, dass ich fast nur durch sehr schwach besiedeltes Gebiet fahren werde. Die Straße war gut und der Verkehr nicht vorhanden. Es ging ständig auf und ab und ständig wurde vor dem Elch gewarnt. So sehr ich auch den Wald beobachtete, ich habe ihn nicht gesehen. Noch habe ich viele Tage Zeit, vielleicht klappt es noch mit dem Rendezvous mit Gevatter Elch.
Als am Straßenrand ein Landhandel auftauchte, bin ich sofort reingegangen um meine Essenvorräte aufzufrischen.
Nach einigem hin und her sagte die Kassierin: Wir können auch deutsch sprechen, ich komme aus Deutschland. Wie sich herausgestellte war sie von Beruf Lehrerin für Russisch und Englisch, wurde in Potsdam ausgebildet und wohnt seit acht Jahren in Schweden. Den November findet sie schwierig, aber der Winter mit dem vielen Schnee ist trotz der kurzen Tage wunderbar. Sie bestätigte mir auch, dass die Schweden den Sommer intensiver genießen als wir das tun.
Und weiter ging's auf der endlosen und leeren Straße. Manchmal dauerte es eine halbe Stunde, bis wieder mal ein Auto vorbei kam.




Fünfzehn Kilometern vor meinem Tagesziel lernte ich dann auch noch die von Fahrradfahrern gefürchteten Baustellen kennen. Dabei wird die Straße erst mal auf ganzer Breite aufgeraspelt, so dass eine Art grober Schotter übrig bleibt - zum Fahrradfahren sehr problematisch. Auf dem nächsten Stück war feiner Kies gewalzt und genässt worden - auch nicht besser, man versinkt darin. Teilweise musste ich mal wieder schieben und die Bremsen waren auch wieder mit dabei.
Können sich Bremsen eigentlich auch vegetarisch ernähren? So selten, wie in dieser Gegend blutgefülltes Fleisch in für Bremsen erreichbarer Form vorbei kommt, müssten die doch sonst alle verhungern. Oder reicht diesen Viechern ein Schluck von mir für zwei Wochen?
Unterwegs fiel mir noch ein Schild ins Auge - natürlich musste ich das speziell für Gote aufnehmen.




In Los angekommen, folgte ich einem Schild, auf dem Bed&Breakfast sowie Imbiss angeboten wurde.
Das Haus war sehr schön, B&B etwas teuer, aber ein kleiner Imbiss ist immer willkommen.
Die nette Hausherrin war Niederländerin und sprach auch deutsch. Komischerweise war sie ebenfalls Lehrerin und lebt seit sieben Jahren mit ihrer Familie hier. Sie schilderte mir ähnliches wie die Deutsche - die Winter mit dem vielen Schnee, der auch die ganze Zeit über liegen bleibt, wären sehr schön. Heimweh hat sie keins und ihr Sohn fühlt sich als Schwede. Als sie hörte, dass ich bis zum Nordkap fahren will, schlug sie mir vor, doch ein Stück mit dem Bus zu fahren, die nähmen auch Fahrräder mit.
Das musste ich natürlich energisch verweigern.
http://www.halsingegardlundbergs.com




Heute habe ich mein Zelt in Los auf dem Campingplatz aufgeschlagen. Mir schwant, dass ich das Camperleben erlernen muss, bevor es ernst wird. Es besteht wenig Zweifel, dass ich bald keine andere Wahl haben werde. Der Platz war nicht besetzt und ich konnte auch niemanden telefonisch erreichen. Deshalb hatte ich auch keinen Schlüssel für das Servicehaus. Drei Jungs, die gerade den Abwasch machten, waren so nett und warteten, bis ich geduscht hatte. Dann wurde wieder abgeschlossen.
Ein älterer aber leicht besoffener Herr kam angefahren und erzählte mir, dass seine Waschmaschine kaputt wäre und er deshalb einmal in der Woche eine Hütte mietet, damit er die Maschine des Campingplatzes nutzen kann. Sehr merkwürdig! Später wurde dann noch kassiert ind ich bekam den Schlüssel.

Die Bremsen auf dem Campingplatz waren äußerst lästig. Als die Sonne weg war, verschwanden auch die Bremsen. Dafür legten jetzt die Stechmücken richtig los.
Bei dieser Arbeitsteilung blieb mir nur übrig, mich ins Zelt zurück zu ziehen.
In Los ist sowenig los, dass ich erstmals seit Beginn der Tour kein Netz habe und erst später publizieren kann.



4 Kommentare:

  1. Wie fühlt man sich eigentlich, wenn man stundenlang allein durch die Gegend radelt. Wenn man noch nicht einmal einen Elch trifft und nur Kontakt mit Bremsen hat?
    Heute lese ich das erste Mal "Zelt". Mich würde interessieren welche Übernachtungsmöglichkeiten es gibt, bzw. was diese kosten?
    Weiterhin alles Gute und schön gutbefahrbare Wege.

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  2. Proffesioneller Zeltaufbau Herzlichen Glückwusch. Im Wald und auf der Wiese spart das auch richtig Scheine die in Massen von irgendwelchen
    Instititionen gedruckt werden.Zum waschen gibtt es doch genug Seen.
    Elche sieht man oft früh gegen 4.00 & 5.00 beim grasen.Mußt Du mal Otti fragen, aber der schmeißt dann die Autotür zu, damit Sie ja abhauen. Weiter Gute Fahrt Nord. Gruß Butt-Uwe

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  3. Googlemaps hat es gezeigt, bist ja schon in der Mitte von Schweden, Wir sind stolz auf dich.

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  4. Zwischen 4 und 5 stehe ich hier nicht auf. Vielleicht besucht mich der Elch, wenn ich mal wild campen muss.
    Bis jetzt gibt es eigentlich nur einen Grund stolz zu sein: ich habe noch nichts verloren oder vergessen, das kommt nicht oft vor!

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