Dienstag, 5. August 2014

Was hat sich die Natur nur dabei gedacht?

05.08.2014 9.00 - 16.15
Vittangi - Karesuando 105,6 km

Warum müssen Mückenstiche eigentlich jucken. Wäre es nicht für den Wirt und auch die Mücke viel zweckmäßiger, wenn das Abzapfen der Kleinstmengen Blut schmerzfrei verlaufen würde?
Der Mensch hätte nicht tagelang Beschwerden und auch die Mücken würden davon profitieren - die Sterberate durch unnatürliche Todesfälle würde bei ihnen drastisch sinken.

Gestern abend unterhielt ich mich mit einem niederländischen Paar, das gerade mit dem Caravan von den Lofoten kam. Das Wetter war schlecht und es waren viel zu viele Touristen da. Wir mussten dann bald vor den Mücken in unsere jeweilige Behausung flüchten. Selbst heute morgen waren sie schon wach und piesakten mich.




Die Tour war heute traumhaft schön. Eigentlich kann ja nach dem Ende der Welt nichts mehr kommen, aber es kam - nichts.
In Vittangi ähnelte die E45 einer Dorfstraße, danach wurde sie breiter und war gut ausgebaut. Aber ich hatte sie fast ganz für mich allein. Es dauerte zumindest gefühlt eine Stunde, bis mal wieder ein Auto vorbei jagte.
In der Zwischenzeit hatte ich genug Muse, mir die immer karger werdende Landschaft anzusehen.




Die Sonne brannte vom Himmel (der Wetterbericht schrieb von 28º) und wenn ich nicht genug Wasser mit gehabt hätte, würde ich jetzt als Ritter Kahlbutz im Straßengraben liegen und keiner würde es merken.
So aber konnte ich mit Blicken den lichten Wald durchsuchen, um vielleicht doch noch einen Elch zu sehen. Die Hoffnung, dass er sich als Fotomodell vor mir auf die Straße stellen würde, habe ich schon lange aufgegeben. Fünfzig Kilometer lang kein Haus, keine Abzweigung, gar nichts! Sowas habe ich noch nicht erlebt und ich fand es, auch wenn das nicht jeder nachvollziehen kann, großartig. Dann kamen zwei kleine Ortschaften, trotzdem keine Menschenseele weit und breit.
Dafür aber eine gelbe Warntafel:



Raketenschießen im Naturschutzgebiet? Zum Glück war der Kasten leer und ich konnte weiterfahren.

Ein Stück weiter steht ein Schlitten im Wald. Da muss schon sehr viel Schnee liegen, wenn so ein Koloss noch gleiten soll.




Wenig später glaubte ich, doch noch einen Elch zu sehen, aber beim näher kommen erwies sich der Elch als stattliches Ren. Das hatte keinerlei Respekt vor mir und ging gelassen seines Weges, es hätte mich auch locker aufspießen können.




Den Rest der Fahrt war sehr umschwärmt, zuerst von neugierigen Fliegen, die mir sogar bis in die Ohren schauten und auf dem Campingplatz auch von Mücken. Langsam sehen meine Beine aus wie Streußelkuchen.

Heute geht meine Reise durch Schweden zu Ende. Ich bin direkt an der finnischen Grenze und inzwischen mehr als 2000 km gefahren. Der Verwalter des Campingplatzes erzählte mir, dass seine Muttersprache eine Art altfinnisch ist, die von den jungen Menschen nicht mehr gesprochen wird. Die älteren Leute der Region benutzen sie aber nach wie vor. Auch in Finnland und im russischen Karelien wird diese Sprache noch gepflegt. Wir verstanden uns auch ganz prächtig, wahrscheinlich weil unser englisch ähnlich holprig ist.
Er macht mir jedenfalls morgen Kaffee und wird wohl dafür mit meinen restlichen Kronen reich belohnt werden.
Denn es geht ins Euroland Finnland, in dem auch die Uhren anders gehen (+1 Stunde).

2 Kommentare:

  1. So, mein Lieber. Jetzt wird es aber langsam mulmig. Meinst Du nicht, dass Du wenigstens zuerst einmal am Kap anschlagen solltest, bevor Du Dich zur Laika machst? Raketenfliegen, pah. Was hätte der Herr denn gern? Wostok, Sojus, Apollo oder gleich SS 20? Tritt in die Pedalen und mach Dich weg dort ... nach Finnland oder sonstwohin ;-)

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