Alta - Russenes 114, 2 km
Die Sonne scheint, nach zwei Tagen bibbern und dunklen Wolken war morgens auf einmal bestes T-Shirt-Wetter. Agnes und Ändi waren schon vor mir weg. Zunächst führte die Route über flaches Gelände am Alta-Fjord entlang. An einer Bäckerei trank ich einen Kaffee und wunderte mich über die Angewohnheit der Kunden, während des Einkaufs das Auto mit laufendem Motor stehen zu lassen. Das ist sicher mit den harten Wintern zu erklären, im Sommer könnte man aber gut darauf verzichten.
Fast wie in Bayern, war auch hier Blumenidylle angesagt.
Kurz danach ging es steil bergauf. Die Hoffnung auf eine Ebene hinter der nächsten Kurve wurde immer wieder enttäuscht. Schieben wollte ich auf keinen Fall, aber Pausen musste ich mehrmals machen. Die erste Trinkflasche war im Nu leer.
Die Autos kamen mir geradewegs vom Horizont entgegen.
Die Vegetation veränderte sich entsprechend der Höhe wieder deutlich, bis ich schließlich in eine baumlose, von Bergen umrahmte Hochebene kam. Die Bewölkung hatte stark zugenommen, durch einzelne Wolkenlöcher beleuchtete die Sonne die Szene - einfach atemberaubend!
Leider ist das weder mit Worten beschreibbar noch kann man es bildlich einigermaßen realistisch wiedergeben. Also habe ich öfter angehalten und die Augen trinken lassen.
An der letzten Steigung war eine kleine Sami Siedlung. Als ich mich den Berg hinauf quälte, erregte das die Aufmerksamkeit eines kräftigen Hundes mit tadellosem Gebiss. Er schoss unter heftigem Gebell auf mich zu und versuchte nach meinen Beinen zu schnappen. Aus erklärbarem Grund habe ich davon kein Foto, auch das zu Hause gebliebe KO-Spray wäre nicht rechtzeitig greifbar gewesen. Jedenfalls war ich schneller oben als ich wollte. Zumal er nach der ersten Attacke die zweite Luft bekam und nochmals angriff. Doping kann nicht besser wirken. Vielleicht hätte Jan Ullrich das Bergfahren lieber mit scharfen Dobermännern trainieren sollen.
An mehreren Stellen waren Schranken mit Ampel eingerichtet, um bei Unpassierbarkeit der Straße schnell handeln zu können.
Heute kam mir außer vier Fernradlern auch der Treckerfaherer mit Campinganhänger aus WW (Weisswasser?) entgegen, der mich schon auf der Fahrt nach Alta überholt hatte. Er war offensichtlich schon da, wo ich noch hin will. Es sind ja nur noch lächerliche 129 km und ich habe vier Tage Zeit dafür!
Erwähnenswert wäre noch, dass ich heute mehrere Autos gesehen habe, die auf der Motorhaube und der vorderen Dachkante Halterungen zum Transport von Angeln montiert hatten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Deutschland zulassungsfähig wäre.
Tja, die letzten Meterchen kannst Du ja nun fast laufen. Hast Du eigentlich einen echten Kompass mit Nadel dabei, oder ist die schon abgerissen und nach Norden geflogen? Was die Halterungen angeht: Was meinst Du, wie die gucken, wenn Du an Deinen Drahtesel ein Holster montierst, wo der Kolben der Winchester rausguckt ;-) Wir wünschen Dir weiterhin eine glatte Piste, lahme Köter mit stumpfen Zähnen, ein wenig Sonne und vor allem Untergrund, in den sich Zelthäringe einschlagen lassen. Wie verewigt man sich eigentlich am Kap? Du wirst es uns bald mitteilen ...
AntwortenLöschenGote