Dienstag, 5. August 2014

Am Ende der Welt

04.08.2014 8.45 - 15.45
Gällivare - Vittangi 103,7 km

Wie ich schon ahnte, geht hier in Vittangi nicht mehr so viel. Es gibt drei Hunde, zwei Spitzbuben und kein Internet.

100 km weiter südlich, in Gällivare sah das noch ganz anders aus.

In der Nacht hatte es geregnet, es war bedeckt aber warm.
Beim Bäcker konnte ich mir noch ein paar frische Brötchen und Zimtschnecken holen und dann gings auf die Piste.

Nach wenigen Kilometern warnte dieses Schild:




Mist, hab ich doch wieder die Schneeketten vergessen! Es ging auch ohne, aber die langen Steigungen hatten es in sich. Nur schieben ist schlimmer, das ist mit dem schweren Rad extrem anstrengend. Deshalb versuche ich immer, einen gleichmäßigen Rhythmus beim Treten zu finden und nicht abzusteigen, bis ich ganz oben bin. Dann ist immer noch Zeit für einen Schluck aus der Pulle und runter geht es noch mal so gut.
Die E45 war zunächst mäßig befahren, dann kam die E10 dazu und es wurde wieder deutlich voller.
Erstmals begegnete ich heute einem Radfahrer, der vermutlich nicht aus Deutschland kam. Den Aufklebern auf seinem Anhänger nach kam er aus Norwegen. Er war aber nicht gerade gesprächig. Nur ein "Hey" im Vorbeifahren, mehr war nicht.

Dann mal wieder eine Baustelle, das Schild zeigte 15 km an.
Alles halb so schlimm, die Straße war fast fertig, nur an einer Stelle gab es eine Ampel mit einem für Schweden ganz ordentlichen Rückstau. Da stellte ich mich, wie auch die Motoradfahrer, brav an. Mit dem zweiten Schub ging es dann endlich los.
Zusätzlich zum Ampelgrün gab es noch ein Führungsfahrzeug, das die Geschwindigkeit vorgab. Pech für mich, hinter mir gab es noch etliche Autos in der Kolonne, die mich nicht überholen konnten. Ich bin ungefähr zwei Kilometer am Anschlag gefahren, bergauf und bergab, dann war es überstanden. Zur Belohnung gab es viele Kilometer auf spiegelglattem Asphalt ohne Verkehr.
Dann normalisierte sich der Verkehr wieder und ich machte in Schweden erstmals Bekanntschaft mit einem schwedischen Lkw-Fahrer, der mich bei Gegenverkehr auf enger Straße überholte. Mehr als 20 cm waren da nicht zwischen uns. Da hilft nur Lenker festhalten und streng geradeaus fahren, denn die Luftverwirbelung ist ganz gewaltig.
Schade, gerade die Lkw-Fahrer waren bisher sehr vorsichtig, ich wollte sie doch in bester Erinnerung behalten.

Dann trennten sich die E10 und die E45 wieder und beinahe wäre ich nach Kiruna weiter gefahren.

Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig bemerkt und konnte dann auf der leeren E45 weiter fahren.
So blieb mir viel Zeit, meine Umgebung zu betrachten.
Der Wald wird immer lückenhafter und die Bäume immer kleiner, aber es bleibt eine grandiose Landschaft.

Meinen ersten Elch habe ich auch gesehen, wahrscheinlich durch ein Auto ums Leben gekommen. Es waren nur noch Fragmente, aber an den Beinen konnte man ohn noch gut erkennen, die Schaufeln fehlten.

Leider war mir auch des öfteren aufgefallen, dass große Mengen Müll im Straßengraben liegen:
Getränkeflaschen und -dosen, Zigarettenschachteln, Plastiktüten, Batterien und vieles mehr.
Ich verstehe nicht, wie man so dumm und ignorant sein kann, diese Dinge einfach aus dem Auto zu schmeißen. Der Müll verrottet praktisch nicht, verschandelt diese schöne Landschaft und die darin enthaltenen Gifte landen irgendwann in unserer Nahrungskette.
Es wäre doch kein Problem, das Zeug wenigsten vernünftig zu entsorgen.
Man müsste darüber mal eine Dokumentation drehen, denn die Verursacher sehen das Ergebnis im Vorbeifahren nicht.
Das gleiche Problem haben wir natürlich auch bei uns, aber hier in Schweden erscheint es mir im Verhältnis zum Verkehrsaufkommen noch gravierender.

Letztlich bin ziemlich zeitig auf dem etwas herunter gekommenen Campingplatz angekommen. Von einem Betreiber keine Spur, nur die kleinen Beißfliegen aus Jokkmokk waren auch schon da.
Als ich unter der angegebenen Nummer anrief, antwortete mir jemand mit stark russischem Akzent, dass er um 17 Uhr kommen würde. Um 17 Uhr hatte ich mein Zelt aufgebaut, um 17.30 war ich geduscht und um 18 Uhr kam er.
Er ist Lette, war noch ganz begeistert von der Fußball-WM und gratulierte mir zum Titel. Da konnte ich zum wiederholten Mal nur sagen, dass auch ich nur vor dem Fernseher gesessen und Bier getrunken habe.

Kreditkartenzahlung ging nicht, Bargeld hatte ich kaum noch, also sagte er zu mir, er sei nur Angestellter und ich solle mal ohne Bezahlung zelten.
Und so geschah es...

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