Mittwoch, 6. August 2014

Intermezzo in Finnland

06.08.2014 10.00 - 15.00
Karesuando - Enontekiö 65,2 km

Jetzt wird endgültig das Bummelzugtempo eingelegt. Es macht keinen Sinn aufs Tempo zu drücken, um dann däumchendrehend auf das Schiff zu warten. Trotzdem wäre ich heute gern noch weiter gefahren, aber die Chance auf ein richtiges Essen hat mich gebremst.
Gestern abend gab es noch ein ordentliches Gewitter und ich war froh, dass mir der Verwalter eine schöne Hütte für sehr günstige 200 Kronen angeboten hatte. Die Mücken hat das Wetter kaum gestört. Auch als es sich verzogen hatte, liefen die Leute deshalb vermummt und mit Kapuzen zum Servicehaus, um sich dann wieder schnell in ihre Hütten und Caravans zurück zu ziehen.
Morgens um acht stand für mich schon der Kaffee bereit. Der Verwalter setzte sich zu mir und wir plauderten noch etwas.
Die Campingplatzverwaltung macht er nur im Sommer, das ist sein "Urlaub".
Im Winter, der ab Mitte Oktober beginnt und bis Anfang Mai reicht, arbeitet er im Skigebiet von Kiruna.
Obwohl es hier immer ausreichend Schnee gibt, werden dort Schneekanonen eingesetzt, um die Pisten für die vielen Abfahrtsläufer stabiler zu machen.
Kiruna liegt über großen Eisenerzlagerstätten, der Abbau erfolgt schräg von der Oberfläche aus und man kann zur Besichtigung mit Bussen unter Tage fahren.
Weil der weitere Abbau die Stadt gefährdet, wird das gesamte Stadtzentrum um einige Kilometer verlegt.
Auf den Energiekonzern Vattenfall, bei dem der schwedische Staat Hauptaktionär ist, schimpfte er ausgiebig (Vatten=Wasser). Der Konzern sei im Abschwung und was er im Land Brandenburg mit dem forcierten Braunkohleabbau mache, gehe gar nicht.
Er gab mir noch auf den Weg, dass die Mückenplage 150 km bis Kautokeino in Norwegen anhalten würde.
Eigentlich wollte ich schon unterwegs sein, aber erst um neun verabschiedeten wir uns. Mein Restgeld wollte er nicht ohne Gegenlistung annehmen und so habe ich jetzt noch eine Dose Mückenschutzsalbe aus Pechöl.
Die habe ich natürlich gleich ausprobiert.
Dann ging es bei trübem Himmel nach Finnland.




Im nächsten Supermarkt füllte ich erst mal meine Essenvorräte auf und bezahlte seit langem wieder in €.

Ansonsten war kaum eine Veränderung zu Schweden sichtbar.
Die Markierungen auf der Straße sind hier meistens gelb und alles wirkt nicht ganz so ordentlich wie in Schweden. Die Straße verlief leider erst mal 30 km am Grenzfluss entlang in südöstlicher Richtung - also eher vom Nordkap weg.
Erste Rast machte ich an einer Rentierfarm. Die Kollegen im Wald fühlen sich bestimmt besser, aber diese hier sind deutlich größer:




Dann kam eine Abzweigung und die Richtung stimmte wieder.
Da geht's lang:




Endlich kam mir mal wieder ein Radler entgegen. Der sehr junge Mann heißt Dan aus Holland und war auf dem Weg von Alta nach Kiruna. Er schläft grundsätzlich im Wald. Als er hörte, dass ich in seine Richtung fahre, wünschte er mir, dass der starke Wind noch aus der gleichen Richtung kommen sollte - er hatte Gegenwind. Sehr nett von ihm!
Später sprach mich auf einem der sehr bescheidenen Parkplätze ein junger Mann mit Motorrad an. Peter, Fensterputzer aus Örebro, war auf
"Promotiontour" zum Nordkap.
Zum gleichen Zweck ist er schon mit dem Modell chinesischer Produktion (Oh, oh, Gote! ) von China nach Schweden gereist. Sein Vater stammt aus Berlin, deshalb konnte er sogar mit Potsdam was anfangen (und ich mit Örebro, der Fahrradstadt).
Aktueller Anlass war aber, dass er keine Karte mit hatte und nicht wusste, welche der beiden Möglichkeiten die bessere wäre.
Ich konnte ihm helfen und er fotografierte alles ab. Für die Rückreise durch Norwegen sollte er sich vielleicht doch ne Karte kaufen.
Nach kurzer Reise bin ich also heute in Enontekiö angekommen, auf dem wohl am besten eingerichteten Campingplatz der Reise. Den anderen scheint es auch zu gefallen, gerade spielt jemand vor seinem Wohnwagen sehr einfühlsam und schön Akkordeon - übrigens bei 28º und Sonnenschein.
Der Ort ist recht klein, hat aber einen Supermarkt und eine schöne Kirche.




Nur mit dem erhofften guten Essen klappte es nicht ganz. Kebab mit Pommes und undefinierbarer Soße im einzigen noch geöffneten
Imbiss...
An die veränderte Uhrzeit werde ich mich gar nicht erst gewöhnen, morgen bin ich in Norwegen, da wird die Uhr wieder zurück gestellt.

2 Kommentare:

  1. Nun kannst Du ja das Meer schon riechen, falls die Schwellungen von den Insektenstichen es zulassen ;-) Ein Foto von der Reisschüssel würde mich schon interessieren. Ich habe an der Harley extra schon alle möglichen Teile überprüft, aber bis jetzt habe ich noch kein Chinateil gefunden, bis jetzt ... Das muss aber nichts heißen. Unsere Ulrike ist seit heute auch wieder in ihrer zweiten Heimat Norwegen, das erste Balancebild vom Prejkestolen ist schon eingetroffen. Vergleichen mit Deinem Trip lässt sich das alles nicht. Pannenfreiheit, faule Mücken und leichten Rückenwind wünscht Gote, der sich in Richtung Wien verabschiedet ... aber nur bis Sonntag.

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    1. Ich bin jetzt sehr oft offline und habe jetzt erst deinen Kommentar gelesen. Foto hab ich leider nicht, der war zu schnell :O
      Hoffentlich macht sie nicht auch noch ein Ballancebild vom Kjerakbolten, das ist nichts für sorgenvolle Väter!

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