Freitag, 15. August 2014

Non Je Ne Regrette Rien

Nein, ich bedauere nichts, es war eine herrliche Reise. Vielleicht habe ich sie gerade noch zur rechten Zeit gemacht.
Die Waschmaschine reinigt ein letztes Mal meine schon wieder unangenehm riechenden Sachen.
Mit gemischten Gefühlen sitzte ich im Vandrerhjem von Honningsvåg vor dem Computer.
Einerseits ist es schade, dass diese tolle Tour jetzt zu Ende geht. Andererseits freue ich mich nach einem Monat natürlich, meine Familie wieder zu sehen. Auch einige Annehmlichkeiten des "nomalen" Lebens,
wie regelmäßiges und abwechlungsreiches Essen, das eigene Bett und etwas Ruhe.
Aber zunächst will ich mal die Tour zusammen fassen:
gefahrene Strecke:     2.613 km
Fahrtage:                                28
Durchschnitt km/Tag:  93,3 km
längste Einzelstrecke: 139,7 km
kürzeste Einzelstrecke  40,6 km
schwerste Etappe        Nordkap!!
Regen an Fahrtagen:              3x


Die Gesamtstrecke etwas vereinfacht und bereinigt (Irrfahrten und Einkaufstouren etc. entfernt):

 Gesamtstrecke auf GPSIES




Die offensten, freundlichsten Menschen traf ich in Schweden, die absolut großartigste Natur habe ich (wiedermal) in Norwegen vorgefunden.
Pannen hatte ich keine.
Insgesamt war es für mich eine Tour der Superlative und wird es wohl auch bleiben. Davon werde ich lange zehren können. Gern reden alle Radler, die ich getroffen habe, davon, dass der Weg das Ziel ist. Aber genau so habe ich es auch empfunden. Das Nordkap war nicht wirklich wichtig, aber es wäre auch irgendwie doof, wenn man zum Schluss diese Pilgerstätte nicht besucht.
Nicht zuletzt ist es auch eine große Erfahrung, dass man mit bescheidenen Mitteln sehr viel erleben kann, wahrscheinlich deutlich mehr, als wenn man mit dem Wohnmobil unterwegs  ist. Und wenn es vielleicht egoistisch und pathetisch klingt, muss ich es doch erwähnen, es war auch eine Reise zu mir selbst. Man lernt sich noch im "hohem" Alter besser kennen und, wenn alles wie geplant funktioniert, kann man auch noch eine ordentliche Portion Selbstvertrauen tanken.
Für diese Erfahrung bin ich meiner Familie und insbesondere meiner Frau sehr dankbar.
Agnes und Andi haben mir gezeigt, dass das alles nicht erst mit dem Ruhestand möglich ist. Sie haben es geschafft, sich eine dreimonatige Auszeit von der Arbeit zu organisieren und sind ohne große Radlererfahrung von der Schweiz über 5000 km zum Nordkap gefahren. Das hat ihnen persönlich und als Paar mit Sicherheit sehr viel gegeben. Toll fand ich auch, wie sie die selbst zubereiteten Mahlzeiten zelebriert haben und und am Straßenrand den Espressokocher angeschmissen haben.
In Bezug auf die Mahlzeiten habe ich mich auch aus Mangel an Erfahrung nur auf das Notwendigste beschränkt. Länger hätte die Tour deshalb auch nicht sein dürfen.
So, liebe Kinder, genug gequatscht.
Jetzt wollen wir mal das Märchenbuch wieder zuklappen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei allen, die Kommentare abgegeben haben und auch bei den stummen Lesern. Das Bloggen ist für mich ein schöner Teil der Reise geworden. Die zeitweise Einsamkeit finde ich überhaupt nicht unangenehm, aber eine kleine Verbindung nach Hause ist auch sehr schön. Außerdem kann ich später selbst die Erinnerungen mit diesem Tagebuch wieder auffrischen.
Ich hoffe ihr seid nächstes Jahr wieder dabei. Jetzt fehlt mir noch der Süden, da liegt es nahe,  an die Adria zu fahren.
Auf ein Neues!

Donnerstag, 14. August 2014

Es ist vollbracht!

14.08.2014 6.30 - 9.30
Honningsvåg - NORDKAP 26,2 km
NORDKAP - Honningsvåg 34 km

Ich bin heute sehr früh bei leichtem Nieselregen aufgebrochen.
Gleich nach dem Campingplatz begann ein 9% iger Anstieg, der kein Ende nehmen wollte. Dazu böiger Nordwind und zunehmender Regen.
Es kam alles zusammen, was man als Radfahrer nicht haben möchte.
Die Temperatur muss irgendwo zwischen 5 und 10 Grad liegen.
Ich hatte mir alles Wärmende angezogen, was ich in den Packtaschen hatte, drei Jacken und eine Weste, drei Hosen und Handschuhe. Jetzt habe ich trotzdem das Gefühl, nass bis auf die Knochen zu sein.
Kurz vor dem Eingang kamen mir Agnes und Andi entgegen. Sie waren noch früher aufgebrochen und eigentlich schon auf dem Rückweg. Dann kamen sie aber noch mal mit zur Kugel und wir machten noch einige Fotos, wobei uns der Wind fast umgehauen hätte.
Die Bilder kann ich erst hochladen, wenn ich wieder in Camp 4 bin.
Jetzt warte ich noch, bis um 11 der Betrieb in der Nordkapphallen losgeht. Denn ich möchte noch was Warmes trinken und die obligatorischen Karten schreiben.
Inzwischen bin ich ins Ortszentrum umgezogen und wohne  für die beiden letzten Nächte im Vandrarhjem. Morgen kann ich hier vielleicht einen abschließenden Artikel schreiben. 








Mittwoch, 13. August 2014

Tunnelfahrt

12.08.2014 10.00 - 18.30
Russenes - Honningsvåg 103,2 km

Camp 4 ist bezogen, alles ist bereit für den Gipfelsturm. Ich bin auf dem Campingplatz in Honningsvåg angekommen. Vom hier aus beginnt Sonnabend die Rückreise mit dem Schiff.
Das Wetter hat wieder mitgespielt.
Strahlender Sonnenschein und T-Shirt-Wetter.

Bei blauem Himmel geht es viele Kilometer am Porsangerfjord entlang.
Norwegen ist schon sehr verschwenderisch von der Natur ausgestattet worden. Was das angeht, bin ich schon nach zwei Tagen zum Überläufer geworden. Das hat Schweden nicht zu bieten, auch wenn dort die netteste Bevölkerung lebt, die ich je kennengelernt habe.


Rentiere gab es jetzt häufig zu sehen. Sie scheinen sehr gern auf die Straße zu pinkeln. Stellenweise sehen die Spuren aus wie auf den Pariser Gehwegen.

Unterwegs hatte ich mir überlegt, dass ich doch gleich bis Honningsvåg fahren sollte.
An einer Aussichtsstelle mit Souvenir-Kiosk hielt ich kurz an und war sofort von einer Gruppe Hongkong-Chinesen umringt. Sie bestaunten mein Fahrrad, fragten mich wohin ich wolle und mussten sich dann reihenweise mit mir fotografieren lassen. Ich verzichtete darauf, dass gleiche mit ihnen zu tun.

Am Straßenrand lagen die Felsbrocken wie Bretterstapel, manchmal etwas unordentlich.


Dann kam der erste Tunnel, der Skarvberg-Tunnel.


Also Jacke an, Beinlinge hochkrempeln, Licht einschalten, zusätzliches Rücklicht anbringen und los.
Mann, war das dunkel, hätte ich von den Norwegern nicht gedacht! Ach so, hatte vergessen, die Brille zu wechseln - lag nur an der Sonnenbrille! Aber ganz ohne ging es auch nicht, irgendwann wars ja wieder hell.
Der zweite war mit 190 m nicht der Rede wert, aber dann kam er, der Nordkap -Tunnel!


Fast sieben Kilometer lang und bis zu 212 m unter dem Meeresspiegel, die ersten drei Kilometer mit 9% Gefälle, dann eine kleine Ebene und wieder ein steiler Anstieg. Im Tunnel hört sich jedes Auto, egal ob Kleinwagen oder Bus, wie ein Güterzug an. Ob es von vorn oder hinten kommt, kann man nicht unterscheiden.

Ganz unten erzeugt die Lüftungsanlage einen gewaltigen Lärm und zwischendurch herrscht wieder totale Stille, man hört nur den eigenen Atem und die Wassertropfen tropfen. Ja, ein bisschen undicht scheint er auch schon zu sein, er ist ja schon mehr als 15 Jahre alt. Solange keiner den Stöpsel zieht, wird ja hoffentlich das Meer oben bleiben. Einen Kilometer vor der Ausfahrt musste ich passen und den Rest schieben.

Danach gabs erst mal wieder norwegisches Bilderbuch.



Es folgte noch ein Tunnel von 4,4 km Länge ohne besondere Schwierigkeiten und Honningsvåg war zwei Tage zu früh erreicht.
Der Campingplatz liegt 2 km außerhalb von Honningsvåg Richtung Nordkap.
Die Schweizer waren auch schon da und wir verplauderten den Abend ohne das mein Blogbeitrag fertig wurde. Heute, am Mittwoch, den 13. sollte der Gipfelsturm stattfinden.


Gegen Morgen wachte ich von einem merkwürdigen Geräusch auf. Regen trommelte auf das Zelt, dazu wehte ein sehr kräftiger Wind. Die Lösung:
erst mal ignorieren und weiter schlafen. Um neun half nichts mehr, auch wenn die Regensachen draußen in der Tasche liegen.
Die Wolken hingen tief (und hängen immer noch um 16 Uhr), es regnete den ganzen Tag.
Mit anderen Worten, der Gipfelsturm fällt heute aus, bei unter zehn Grad und Regen bleibt noch genug Zeit auf besseres Wetter zu warten.

Wirklich Sorgen macht fmir nur mein Smartphone, es will nicht mehr laden, und wenn alles schief geht, kann ich das Erreichen des Nordkaps nicht mehr dokumentieren. Und das passiert
28 km vor dem ultimativen Ziel!

Montag, 11. August 2014

Abwechlungsreiches Norwegen

11.08.2014 9.00 - 18.20
Alta - Russenes 114, 2 km

Die Sonne scheint, nach zwei Tagen bibbern und dunklen Wolken war morgens auf einmal bestes T-Shirt-Wetter. Agnes und Ändi waren schon vor mir weg. Zunächst führte die Route über flaches Gelände am Alta-Fjord entlang. An einer Bäckerei trank ich einen Kaffee und wunderte mich über die Angewohnheit der Kunden, während des Einkaufs das Auto mit laufendem Motor stehen zu lassen. Das ist sicher mit den harten Wintern zu erklären, im Sommer könnte man aber gut darauf verzichten.




Fast wie in Bayern, war auch hier Blumenidylle angesagt.



Kurz danach ging es steil bergauf. Die Hoffnung auf eine Ebene hinter der nächsten Kurve wurde immer wieder enttäuscht. Schieben wollte ich auf keinen Fall, aber Pausen musste ich mehrmals machen. Die erste Trinkflasche war im Nu leer.
Die Autos kamen mir geradewegs vom Horizont entgegen.




Die Vegetation veränderte sich entsprechend der Höhe wieder deutlich, bis ich schließlich in eine baumlose, von Bergen umrahmte Hochebene kam. Die Bewölkung hatte stark zugenommen, durch einzelne Wolkenlöcher beleuchtete die Sonne die Szene - einfach atemberaubend!
Leider ist das weder mit Worten beschreibbar noch kann man es bildlich einigermaßen realistisch wiedergeben. Also habe ich öfter angehalten und die Augen trinken lassen.




An der letzten Steigung war eine kleine Sami Siedlung. Als ich mich den Berg hinauf quälte, erregte das die Aufmerksamkeit eines kräftigen Hundes mit tadellosem Gebiss. Er schoss unter heftigem Gebell auf mich zu und versuchte nach meinen Beinen zu schnappen. Aus erklärbarem Grund habe ich davon kein Foto, auch das zu Hause gebliebe KO-Spray wäre nicht rechtzeitig greifbar gewesen. Jedenfalls war ich schneller oben als ich wollte. Zumal er nach der ersten Attacke die zweite Luft bekam und nochmals angriff. Doping kann nicht besser wirken. Vielleicht hätte Jan Ullrich das Bergfahren lieber mit scharfen Dobermännern trainieren sollen.
An mehreren Stellen waren Schranken mit Ampel eingerichtet, um bei Unpassierbarkeit der Straße schnell handeln zu können.

Heute kam mir außer vier Fernradlern auch der Treckerfaherer mit Campinganhänger aus WW (Weisswasser?) entgegen, der mich schon auf der Fahrt nach Alta überholt hatte. Er war offensichtlich schon da, wo ich noch hin will. Es sind ja nur noch lächerliche 129 km und ich habe vier Tage Zeit dafür!




Erwähnenswert wäre noch, dass ich heute mehrere Autos gesehen habe, die auf der Motorhaube und der vorderen Dachkante Halterungen zum Transport von Angeln montiert hatten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in Deutschland zulassungsfähig wäre.

Sonntag, 10. August 2014

Dunkle Wolken über Alta

10.08.2014 
Alta   10 km

Alta Schwede, der Tag begann, wie der letzte endete: Tageshöchsttemperatur 13º, Wind und ein dichter dunkler Wolkenteppich über der Region.
Ich habe keinen Grund mich zu beschweren, warum fahre ich auch in die nördlichste Region Europas.




Immerhin scheint es die Angler nicht zu verdrießen, stundenlang stehen sie bis zur Hüfte im Altafluss.




Mir konnte das erstmal alles egal sein, ich hatte große Wäsche.
Dabei sprach mich ein Bulgare an. Er hatte ein Zimmer gemietet, ist aber kein Tourist. Er lud mich auf einen Kaffee ein und erzählte mir in kaum verständlichem Englisch, dass er seit acht Monaten herumreist, um Arbeit zu suchen. Es sieht jetzt wohl ziemlich schlecht aus, im Winter soll es wieder besser aussehen, da könnte er bei den Fischern arbeiten. Er sah etwas verwahrlost aus ohne seine Schneidezähne. Nach seinen Worten ist er fünfzig Jahre alt, ich hätte ihn älter als mich geschätzt.
Aber helfen kann ich ihm natürlich auch nicht.

Nach der Wäsche wollte ich mal wieder was "Richtiges" essen und fuhr in den fünf Kilometer entfernten Ort. Als einzige Möglichkeit bot sich Peppes Pizza an, mehr hat die Gemeinde mit immerhin zwanzigtausend Seelen nicht zu bieten. Es war proppenvoll, aber als ich schon wieder gehen wollte, wurde doch noch was frei. Eine Pizza und eine Cola für umgerechnet 30 € sind wohl kein Schnäppchen.

Sonst ist hier nichts zu machen. Immerhin eine neue "Garnisonkirche" steht hier schon.




Und ein Schild an der Hauptstraße bestätigt meine Berechnung. Das sollte wohl in drei Tagen gut zu schaffen sein.




Morgen geht es bei ähnlichem Wetter nach Oldefjord, ab jetzt immer nur mit mindestens drei Essenrationen im Gepäck.

Samstag, 9. August 2014

Handschuhwetter

09.08.2014 9.00 - 14.30
Badje Maze - Alta 67 km

Der Wetterbericht hatte es angekündigt, es wird deutlich kälter.
Zum Servicehaus musste ich mit langer Hose gehen. Obwohl ich niemanden gesehen hatte, lief die Dusche um acht Uhr, genau wie gestern abend, , auch das Duschbad stand noch da. Ich ging nachsehen - niemand da. Offensichtlich waren Dusche und Licht seid gestern abend an, obwohl das Servicehaus immer abgeschlossen war. Ein sehr merkwürdiger Geistercampingplatz.

Bei neun Grad musste ich mich schon ganz anders anziehen als am Vortag. Beinlinge, Weste und Regenjacke. Glücklicherweise gab es erst mal einen langen Anstieg zum Aufwärmen. Es folgte die übliche Achterbahnfahrt. Dazu ordentlicher Gegenwind garniert mit gelegentlichem Sprühregen. War das Wetter immer noch beleidig?

Die Straße war leer, die Umgebung auch, nach Bäumen musste ich lange suchen. In weiser Voraussicht hatte ich die Handschuhe griffbereit, die Finger waren schon ganz kalt und das Schalten machte Mühe. Nach dreißig Kilometern tauchte eine kleine Siedlung auf. Ein kleines Restaurant an einem Campingplatz warb mit Kaffee um einen Besuch. Da konnte ich nicht nein sagen.
Eine warme Stube, Kaffee zur Selbstbedienung und leckerer Kuchen - ein Paradies in der Einöde!
Das Thermometer zeigte immerhin schon 13 Grad.
Die Landschaft wurde immer schroffer. Kilometerweit führte die Straße an einem von Felsen umrahmten See entlang.





Dann ein Schild 8% (Gefälle oder Steigung?):




Ich muss ja auch mal Glück haben, in rasender Fahrt ging es die Serpentinen in den Alta-Canyon hinein. Hohe Felswände, ein rauschender Fluss und Wasserfälle und über dem Ganzen dunkle Wolken, ein atemberaubendes Schauspiel.
Das kann man nicht beschreiben oder fotografieren, das kann man nur staunend in sich aufnehmen. Es klingt pathetisch, aber ich fühlte mich reich beschenkt.
Dann öffnete sich die Landschaft und plötzlich ist da wieder der seit Tagen vermisste Wald.




Schließlich landete ich in einer Ebene mit Idyllischen Häuschen, landwirtschaftlichen Betrieben und abgeernteten Feldern. Das habe ich hier nicht mehr erwartet. Aber für diese plötzlichen Wechsel ist Norwegen ja bekannt. Und im Hintergrund sieht man schon die mit Schneefeldern bedeckten Berge.
Auf dem Campingplatz sind alle Hütten belegt, es findet gerade ein Kinderfußballturnier statt.
Erstaunlicherweise kann man hier noch gut zelten. Also habe ich mein Zelt auf grünem Rasen aufgebaut.
Neben mir macht das ein schweizer Ehepaar. Sie haben eine Auszeit genommen und sind von zu Hause zum Nordkap aufgebrochen, das sind mehr als 5000 km!
Die Rückreise werden sie am kommenden Sonnabend mit dem Schiff der Hurtigruten ab Honningsvåg antreten. Ich werde also nicht allein um 5.30 am Kai stehen.
Morgen bleibe ich in Alta und mache Waschtag.

Freitag, 8. August 2014

Verdammt kalt hier

08.08.2014                  9.30 - 14.30
Kautokeino - Badje Maze 60,7 km

Das Gewitter vom Vorabend hatte sich verzogen, die Sonne schien und die Wohnwagenbewohner schliefen noch.
Nach ausgiebigem Frühstück machte ich mich auf den Weg nach Maze. Heute hatte ich nicht soviel Glück mit dem Wind. Er frischte auf und blies mir meistens ins Gesicht.




Dazu war heute wieder Achterbahnfahrt angesagt - die sechzig Kilometer waren anstrengender als die Zahl vermuten lässt.

Heute kamen mir zweimal Reiseradler entgegen und keiner war erstaunlicherweise aus Deutschland.
Zuerst traf ich Lero aus Finnland. Seinen Namen musste er mir buchstabieren, denn die finnische Aussprache war mir völlig unverständlich. Nach seiner Aussage ist der Name auch sehr selten, es soll ihn nur dreimal in Finnland geben. Er kam gerade vom Kap und wollte noch ein Stück durch Finnland fahren. Montag in einer Woche hat er das Vorstellungsgespräch für seinen ersten Job. Dann viel Glück, Lero!

Kaum zehn Minuten später quälten sich Vitaly und seine erst vierzehnjàhrige Tochter Anastasia den Berg hoch.






Sie kommen aus Moskau und sind mit dem Flugzeug nach Murmansk geflogen. Gerade kamen sie aus Alta und wollen nach Finnland.

Meine zarte Kritik an den hohen Temperaturen hat wohl jemand missverstanden. Heute waren es fast zehn Grad weniger und morgen werden nur noch zwölf bis vierzehn Grad erwartet. Damit passt sich jetzt die Temperatur an die sehr karge Landschaft an. Die warme Kleidung möchte ich auch nicht über 2000 km umsonst mitschleppten.
Nicht nur die Landschaft ändert sich, auch der Campingplatz passt sich an. Mangels Rasen ist hier Zelten kaum möglich und in der Hütte gibt es keine Kissen und Decken mehr. Duschen konnte man in Kautokeino sechs Minuten für zehn Kronen, hier fünf Minuten für 25 Kronen. Die Hütte kostet natürlich auch 100 Kronen mehr. Aber die Leute müssen hier natürlich auch zurecht kommen.
Dafür bekommen die Leute, die in Orten wie diesem wohnen, garantiert Probleme beim Fragebogen ausfüllen:





Morgen kann ich locker nach Alta fahren, der letzten größeren Siedlung vor dem Nordkap, einen Tag Pause machen und habe dann noch 200 km bis Honningsvåg, meiner letzten Station. Von dort sind es nur noch 30 anstrengende Kilometer bis zum Kap.